Noch heute steht im "Gesetz über das Feuerpolizeiwesen im Landes Vorarlberg" (Feuerpolizeiordnung), dass die Feuerwehr grundsätzlich aus Freiwilligen gebildet wird, die sich für diesen Dienst zur Verfügung stellen. Wird allerdings die vorgeschriebene Mindeststärke auf diesem Wege nicht erreicht, hat der Bürgermeister die notwendige Ergänzungsmannschaft mit schriftlichem Bescheid zum Feuerwehrdienst heranzuziehen. Zum Dienst würden in diesem Fall alle Männer vom vollendeten 18. bis zum vollendenten 60. Lebensjahr, die jüngeren vor den älteren und zunächst je einer aus jedem Haushalt verpflichtet. Eine Bestimmung, die bis jetzt noch nie angewendet werden musste. Vor diesem Hintergrund kommt aber der Nachwuchsarbeit in der Feuerwehr große Bedeutung zu. Ein Umstand, der in der Feuerwehr Lustenau früh erkannt wurde.
Schon 1913 hatte Franz Peschl eine Zöglingsriege gegründet. Die Zöglingsriege übte zweimal pro Woche. Dabei standen turnerische Übungen und Spiele, aber auch die Anfänge im Feuerwehrdienst auf dem Plan. Es wurden öffentliche Übungen abgehalten und die Feuerwehr machte im Gemeindeblatt auch mehrere Aufrufe zur Mitwirkung. Auch wenn die Wirkung damals offenbar bescheiden war, konnten am 29. April 1914 dem Ausschuss immerhin 19 Zöglinge berichtet werden und es wurde die Anschaffung von Mützen beschlossen. 1915 wurde die Zöglingsriege aufgrund der Kriegswirren des Ersten Weltkrieges aufgelassen.
Schon 1924 wurde die Notwendigkeit einer Zöglingsriege bestätigt und am beschloss "diese Angelegenheit nicht mehr aus dem Auge zu lassen" (Ausschusssitzung vom 2. Februar 1924). Die mündete in einem Aufruf im Lustenauer Gemeindeblatt vom 4. Mai 1924. Offenbar fanden dann auch Übungen auf dem Spielplatz in den Rheinauen statt. Es gibt dann allerdings in den Protokollen und im Gemeindeblatt keine weiteren Hinweise zu dieser Zöglingsriege.
Erst am 8. Oktober 1953 wurde unter Kommandant Gebhard Fitz die Jugendwehr Lustenau gegründet – immer noch die erste in Vorarlberg und seither von fortwährendem Bestand. Dem Aufruf 1953 folgte spontan 11 Buben im Alter zwischen 14 und 18 Jahren. Roman Böhler und Roman Schnetzer waren die ersten Leiter.
Aus dem Jahr 1967 ist ein Übungsplan überliefert, der 10 Schulungsabende und 20 Gruppenübungen ausweist. Höhepunkt war sicher eine Nachtalarmübung im Oktober. Schon früh beteiligte sich die Jugendwehr aus Lustenau auch an den Leistungsbewerben. Beim ersten Jugendbewerb 1979 in Bludenz traten drei Gruppen aus Lustenau an und erreichten einen 5., 8. und 9. Rang. Vom 2. Jugendleistungsbewerb ist überliefert, dass die Jugendwehr Lustenau mit 919 Punkten den 3. Rang in der Klasse Silber erreichen konnte. Stets wurden auch kleinere Ausflüge für die Jugendwehr organisiert. Obligatorisch war immer die Teilnahme der Jugendwehrmitglieder an der Jahreshauptversammlung und an den verschiedenen Festen.
Vom 3. bis 5. September 1993 wurde das 40-jährige Bestehen der Jugendfeuerwehr Lustenau gefeiert. Dabei wurde das 2. Vorarlberger Jugendfeuerwehrzeltlager in den Auen am Alten Rhein durchgeführt. Trotz perfekter Vorbereitung durch das Team der Jugendbetreuer konnte eine dreitägige Schlammschlacht, mit Pumparbeiten der aktiven Mannschaft im Zeltgelände, nicht verhindert werden. Nach der Eröffnung des Zeltlagers öffneten sich die Schleusen des Himmels und schlossen sich erst wieder bei der Abreise der Jugendgruppen am Sonntagmittag. Trotz dieser widrigen Umstände ein tolles Erlebnis mit vielen Programmpunkten, guter Kameradschaft der Jugendlichen und deren Betreuer, sowie unserer Mannschaft der Feuerwehr, die ihre Jugend nicht im Regen stehen ließ.
Im Jahr 1996 wurden erstmals auch Mädchen in die Feuerwehrjugend aufgenommen. Auch sonst wurden in diesem Jahr grundlegende Änderungen angegangen, um die Mitgliederstärke der Feuerwehrjugend zu erhöhen.
Auch 2003 war ein Jahr der Feierlichkeiten. Am 28. und 29. Juni konnte "50 Jahre Feuerwehrjugend" gefeiert werden. Die Feuerwehrjugend Vorarlbergs war mit Spielen wie vor 50 Jahren eingeladen, das 50-jährige Gründungsfest unserer Feuerwehrjugend mit zu feiern. Eine besondere Überraschung und Freude war die Übergabe einer eigenen Fahne für unsere Jugendwehr durch den Bezirksfeuerwehrinspektor Martin Alfare und seiner Frau Ursula, welche die Patenschaft dafür übernahm.
Das 60-Jahr-Jubiläum der Feuerwehrjugend 2013 wurde wieder mit dem 11. Landesjugendzeltlager, diesmal im Sportpark in Lustenau, gefeiert. In diesem Umfeld – Parkbad, Eishalle, Bogenschützenplatz, Tennishalle, Sporthalle im Gymnasium – konnte ein abwechslungsreiches Programm angeboten werden. 700 Jugendliche aus Vorarlberg, aber auch aus Friedrichshafen und Bydgoszcz (Polen) nahmen daran teil.
2017 wurde ein eigener Anhänger für die Feuerwehrjugend angeschafft. Dadurch wird der Transport zu den verschiedenen Veranstaltungen deutlich erleichtert.
Der Alltag bei der Feuerwehrjugend sieht natürlich Übungen, bei denen die Grundlagen der Feuerwehrarbeit vermittelt werden, vor. Darüber hinaus werden aber auch regelmäßig Ausflüge, Exkursionen und gesellige Veranstaltungen organisiert, bei denen vor allem die Kameradschaft der Feuerwehrjugendmitglieder geformt werden soll. Wichtig ist dabei der Austausch mit den "Großen", so dass der Übergang von der Feuerwehrjugend in den Aktivstand optimal verläuft. Seit 2012 findet alljährlich auch ein "Action Day" statt, bei dem die Jugendlichen mit Pager ausgestattet so manche Einsätze abzuarbeiten haben. Nachdem die Veranstaltung 24 Stunden dauert, sind auch Nachteinsätze zu absolvieren. Einmal im Jahr üben die Jugendfeuerwehren im Bezirk Dornbirn gemeinsam und absolvieren dabei auch größere Einsätze.
Eine gute und vorausschauende Jugendarbeit ist der Garant für top ausgebildeten und motivierten Nachwuchs in der Feuerwehr. Was 1913 schon als richtig erachtet wurde, ist heute noch viel wichtiger, ist es doch nicht selbstverständlich, seine Zeit dem Mitmenschen zu widmen. Insofern ist die Feuerwehrjugend ein Leuchtturm für ehrenamtlichen Dienst am Nächsten.