Originalabschrift des Brandberichtes über den
Brand des Gasthauses zur Sonne am Donnerstag den 10. Juli 1958 1 Uhr 25
Anruf von Erwin Scheffknecht. Die Sonne brennt.
Sirenenanruf 2 Minuten.
Konstruktion des Hauses:
Altes gemischt gebautes haus in Mauerwerk, Riegel und Holz mit Ziegeldach zum Teil harte Böden. Dachkammern in Holz verschalung.
Das Haus wurde in vielen Bauabschnitten gebaut, zum Teil Schwache Konstruktion verstärkt oder mit Holz oder Riegel unterfangen. Auch das Mauerwerk musste an den West und Nordwestecken bei einer Renovierung unterfangen werden, da sich Senkungsrisse gezeigt hatten.
Der frühere Stall und Stadel wurde ebenfalls durch Veränderungen für andere Zwecke nutzbar gemacht. An der Südseite war früher aus dem Wagenschopf eine Garage und später ein Eiskeller gebaut worden. An der Südwestecke und der angebaute Schopf war die Holzbauweise bis zum Boden. Hier war eine provisorische Garage und eine Treppe reichte hier bis zum 2. Stock. Sowohl im Parterre als auch im 1. Stock waren überall mauerdurchbrüche für Türen Gänge und frühere Fenster vorhanden. Wie überhaupt das ganze Gebäude keinerlei Brandabschnitt aufwies an dem eine Brandbekämpfung in Innern des Gebäudes möglich gewesen wäre.
Von Aussen machte das Gebäude, das zwar nach altem Stil erbaut war mit seinen Grossfirsten nach Norden und Osten einen imposanten Eindruck, kurz ein Grossgasthaus wie es in alten Zeiten üblich war.
Die Lage bei unserem Eintreffen war folgend.
An der Südwestecke im Anbaustadel und bis zum Stiegenhaus an der Westseite brannte die gesamte Holzkonstruktion, die Verschirmung 5 Böden. Durch die offenen Bauart in diesem Gebäudeteil war das Feuer bereits in den 1. und 2. Stock und zum Dache eingedrungen, hatte die Wohnräume im
1. Stock, die Bühneneinrichtung im 2. Stock erfasst und durch die Bedachung gedrungen, wo eine ungeheure Flamme zum Himmel loderte und mit der aufsteigenden Hitze einen gewaltigen Regen von Flugfeuer mit sich riss der von der Nordströmung nach Süden getragen wurde und sich auf die Südlich liegenden Gebäude bis hinauf ins Oberfeld ergoss.
Gleichzeitig schlugen die Flammen aus den gesprungenen Fenster des Saales und der Wohnung.
In dieser Situation erfolgte der Angriff:
Beim Brunnen an der Rathausstrasse wurden die Geräte angesetzt und angeordnet 2 B Leitungen zu legen und diese mittels Verteiler auf je 2 C Leitungen zu gabeln. Gegen das Flugfeuer wurden Flugfeuerposten ausgeschickt und die Besitzer der gefährdeten Objekte aufmerksam gemacht und über de Notwendigen Vorkehrungen aufgeklärt.
Dann wurde der Schutz der nahe gelegnen Gebäude, des Kassengebäudes der Lagerhauses und des Hauses Obst veranlasst und gleichzeitig ein Strahlrohr zur Eindämmung der strahlenden Hitze eingesetzt, diese Leitung wurde von der Autospritze gespeist und war sofort einsatzbereit.
Bei der Anhängespritze trat eine kurze Verzögerung ein, war aber nach einigen Minuten ebenfalls im Einsatz und speiste die auf der West und Nordseite gelegte Leitung mit 2 Rohren.
In diesem Augenblick muste die Entscheidung getroffen werden, soll ein Innenangriff gewagt und vorgetragen werden oder nicht. Ich habe sofort überlegt welche Möglichkeit hier gegeben sind und welches Risiko gegenüber einem zu erwartenden Erfolg sich rechtfertigen liess.
Ich habe bereits erwähnt, dass im Gebäude keinerlei Brandabschnitt vorhanden war. Im 2. Stock war der Saal vollständig offen und für die Mundrohrführer keine Schutzmöglichkeit gegeben. Im 1.Stock war nur die Möglichkeit vom Gang aus gegen das Feuer vorzugehen. Die Bauart hätte bedingt ein aufsteigen über die Treppe vorgehen im gang dort ein Mundrohr und mit einer zweiten Leitung über das Treppenhaus zum Saal. Für beide Einsatztrupps wäre kein überzeugender Erfolg zu erwarten gewesen, dagegen die grosse Gefahr von Feuer, das durch die vielen nur aus Holz verschalten Öffnungen eindrang abgeschnitten zu werden.
Eine weitere Überlegung war, dass die durch die früheren Mauersenkungen verursachte Lösung der Balkonkonstruktion in den Umfassungsmauern, durch die Hitzeeinwirkung eine weitere Veränderung erfahren könnte und zum Einsturz kommen könnte.
Ich habe mich daher unter Berücksichtigung dieser Momente entschlossen keinen Innenangriff vorzutragen um nicht unsere Leute einer Gefahr auszusetzen. Der weitere Verlauf des Brandes hat mir in vollem Umfang recht gegeben, da in allerkürzester Zeit das ganze Gebäude in Vollbrand stand und wir uns nur auf die Eindämmung nach Aussen hin beschränken mussten.
Es war eine für uns glückliche Fügung, dass die Firsten an der Ostseite und an der Nordseite nach Innen einstürzten.
Nach ca. 3 Stunden hatten wir diese Eindämmung soweit in unserer Hand, dass wir an die Ablöschung gehen konnten. Vorher mussten noch einige gefährliche Reste abgerissen werden, für welche event Einsturzgefahr drohte. So ein Teil an der Strassenfront, ein Teil gegen die Westseite und vor allem das in Riegelwerk erstellt Treppenhaus gegen Westen, das jeden Halt mit dem Umfassungsmauer verloren hatte und bei dem die Riegel zum Teil weggebrannt waren. Auch der Kamin musste weggestossen werden, da er voraussichtlich eine Gefahr bilden würde.
So erfolge dann die Ablöschung der im Inneren der Umfassungsmauern liegenden Schuttmassen. Bis am Mittag war auch diese arbeit soweit erledigt, dass die Wehr unter Zurücklassung einer Wache von 4 Mann abrücken konnte.
Bei diesem Grossbrande haben sich einige Schwierigkeiten ergeben, die ich besonders erwähnen möchte.
Dass der Anhänger für kurze Zeit ausfiel habe ich bereits und dürfte hier etwas Aufregung und menschliche Unzulänglichkeit mitbestimmend gewesen sein. Entscheidend aber für die Brandbekämpfung war dies nicht. Dagegen war nach Einsatz beider Geräte ein rasches absinken des Wasserspiegels im Brunnen festzustellen und zwar bis auf die Saugköpfe sodass die Wasserentnahme durch Wegnahme des Druckes einige Zeit gedrosselt werden musste. Erst nach ca. 10 Minuten öffneten Sich die Adern der Wasserzufuhr und der Brunnen lieferte genügend Wasser. Dieser Amstand hat dazu beigetragen, dass wir dem Feuer in seiner raschen Entwicklung keinen entscheidenden Einhalt bieten konnten.
Die Feststellung, dass der Einsatz der Wehr nicht durch Zuschauer, von der Verlegung der Schlauchleitung abgesehen, behindert wurde ist eine erfreuliche. Es hat niemand versucht in das Gebäude einzudringen oder irgend etwas zu retten. Es wäre ja auch gefährlich gewesen.
Auch die offnen Kritik am Brandplatze war kaum zu hören.
Insgesamt und abschliessend möchte ich feststellen, dass die Wehr alles unternommen hat eine Brandausweitung auf gefährdete Objekte zu vermeiden und konnte den Brand auf das ergriffene Haus beschränken. Die Wehrmänner haben fest und brav gearbeitet oder waren zur Verfügung. wenn sie gebraucht wurden.
Einige unwesentliche Fehler wollen wir in Hinkunft vermeiden. Die ganze Brandbesprechung soll ja dazu dienen Erfahrungen zu sammeln und diese für späteren Einsatz zu verwerten.
Es ist für den Kommandanten oder einzelne Zugs- oder Gruppenführer nicht angenehm auf dem Brandplatz einem Wehrmann etwas zu untersagen oder die Mundrohrführer ständig anweisen
Hier muss der einzelne Mann immer auf die Sicherheit der Kameraden und auf seine eigene Sicherheit bedacht sein.
Grundsätzlich darf nur eingerissen werden was vom Kommandanten angeordnet wird. Es sind bei diesem brande die an der Südweststeite stehenden massiven gemauerten Tragsäulen umgestossen worden, die in 100 Jahren noch stehen würden, also auf keinen Fall eine Notwendigkeit des Abreissens vorhanden war.
Die Mundrohrführer müssen stehts den Strahl so einsetzen, dass dieser eine Wirkung hat und wenn eine Feuer zurückschlagende oder erschlagende Wirkung nicht erzielt werden kann, wie dies bei diesem Brande der Fall war, so doch wenigstens eine Ablöschende. Das an den Wänden herumspritzen bringt keinen Erfolg ist eine Wasservergeudung und lässt den Eindruck erwecken , dass der betreffende Rohrführer keine ausreichende Schulung durchgemacht hat.
Im Gesamten soll bei jedem Brande nach aussen der Eindruck vorherrschen, die Wehr arbeitet zielbewusst, einsatzfreudig und kameradschaftlich zusammen. Wen der eine dies tut, der andere das Gegenteil fordert und dann noch dazu Wehrmänner sich mit dem Publikum in gescheite Diskussionen einlassen, kann kein günstiger Eindruck entstehen. Kurz gesagt es muss jeweils von jedem eine stramme Disziplin verlangt werden.
Zum Schlusse danke ich allen Kameraden für die Arbeit bei diesem Brandfalle. Ich will auch der Frau Dr. Köhler-König und der Frau Lehrer Alge-Babnik für die wohltuende Bewirtung mit heissem Tee in der Brandnacht um am morgen herzlich danken.
Ebenso danke ich den Männern der Polizei und de Gendarmerie für den Absperrdienst und die Bereitschaft.
Zur Frage der Brandursache können nur Vermutungen angenommen werden, die für uns nicht massgeblich sind. Unserer Aufgabe ist es nur während der Brandbekämpfung und den Ablöschungsarbeiten Vorzusorgen, dass der Branderhebung die Arbeiten möglichst erleichtert werden und nichts zu zerstören insbesondere am mutmasslichen Entstehungspunkt, was nicht unbedingt erforderlich ist.