Auszug aus der Original-Abschrift der Chronik für 1912
Brand des Hauses des Gebh. Jussel Weiherstr. Nr. 22 ½ 9 h Vormittag
Zum 14. male ertönten in diesem Jahre die Sturmglocken u. Hornsignale. Um ½ 9 h Vormittag brach infolge Brandlegung (ein Höchsterknabe der als Hirte bei Jussel war u. die Tat aus Heimweh begang) in der Tenne ein Feuer aus.
Mit unglaublicher Schnelligkeit griff das Feuer in dem großen ganz aus Holz gebauten Hause das zudem voll mit Heu u. Streue gepfercht war umsich. Eine gemauerte Feuerwand bestand auch nicht und so konnte sich das Feuer im Nu über das ganze Haus sich ausbreiten. Das Feuer breitete sich soschnell denn aus dass die Frau des Jussel zuerst in die Dachkammer eilte um noch zu retten, jedoch sogleich ihr der Rückzug vom Feuer verspert wurde, sie mittels Leiter die ein Nachbar herbei schaffte ins Freie gebracht werden muste.
Trotz des allgemein raschen Alarm fand die Feuerwehr welche um ¼ 9 h mit sämmtlichen Geräten am Brandplatze erschien, das ganze Haus in Flammen gehüllt vor, so daß nur noch auf Lokalisierung u. Abdämpfung des Feuers getrachtet werden konnte.
Die Saugspritze Kirchdorf wurde auf der Brücke am Kanale 40 Meter vom Brandplatze entfernt postiert und mit einer Leitung Transport-Schläuche von der Strebenleiter aus welche 5 Meter gerade vor der Haustür südlich aufgestellt war, das Feuer angegriffen.
Die Saugspritze Rheindorf wurde am Kanale vis a vis dem Hause des Josef Alge 35 meter entfernt postiert u. mit einer Leitung Normal-Schläuche zuerst vom Boden aus den angebauten Schuppen gegen Norden dan mittels Anlehnleiter von Osten in die Kammer u. Stube dem Feuer zuleibe gerückt.
Die Hackenmannschaft riß den Stadel weg was dem Feuer viel Nahrung entzog, zudem es in die Tiefe brachte.
Nach 1 ½ stündiger Arbeit war der Brand soweit lockalisiert dass mit dem Abräumungs-Arbeiten in Stube und Schlafzimmer (mit Schaufeln) begonnen werden konnte; so auch die Heustöcke mit Wurfhacken, Karste u. Furken auseinander gerissen. Diese Arbeit dauerte mit größter Anstrengung bis 12 h Mittags, wo dann Abgeblasen, alles zusammen genommen und aufgepackt wurde.
Der Mannschaft 75 Mann Feuerwehr und 50 Mann Zivill wurden der Feuerwehr je 4 Marken, dem Zivill je 2 Marken ausbezahlt. Die Zivillmannschaft konnte nach Lokalisierung des Brandes entlassen werden, wo der Feuerwehr noch die Räumungs-Arbeiten oblagen.
Herrn Hauptmann Gebh. Fitz der die Löscharbeiten leitete Danke allen beteiligten mit sehr warmen Worten für ihre aufopfernde u. ausdauernde Mühe, gab noch bekannt dass die im Übungsplane auf heute Abend vorgesehene Nachtübung entfalle und löste den Verein um 12 ¼ h Mittag bis auf eine Brandwache von 5 Mann unter Komando des Ed. Vogel Töners welcher die Spritze Wiesenrhein bei gestellt wurde auf.
An Geräten kamen die 2 Saugspritzen, Spritze Wiesenrhein, Schiebleiter, 1 Anlehnleiter,
2 Stockleitern, 1 Feuerhacken, Wurfhacken, Abräumungs-Geräte, 70 meter Transport und 80 meter Normal-Schläuche in Verwendung.
Gerettet konnte im Stadel nebst Vieh nichts, im Wohnhause an Mobillen fast nichts gerettet werden. Der Abbrändler war mit 15000 Kr. versichert und wurde ihm nach Abschätzung alles bis auf 1300 Kr ausbezahlt.
Auszug aus der Originalabschrift der Chronik von Gebhard Fitz Hauptmann
Am 16. Octbr Vormittag ½ 9 Uhr.
Brand bei Gebhard Jussel Weiherstraße Haus Nr. 22
Der Brand entstand um ½ 9 Uhr durch Brandlegung des Hirtenknaben Jussels von Höchst gebürtig in der Tenne, der zwar sofort beobachtet u. rasch allarmirt wurde, aber noch schneller sich ausbreitete, da ganz dürre, frisch eingeführte Streue dem Feuer reichliche Nahrung bot u. dadurch der ganze Stadel u. weil keine gesetzliche Feuermauer bestand, auf den Dachstuhl des Hauses u. die Dachkammern Sofort in vollem Branden stand, sodass die Frau Jussels die in den Dachkammern noch retten wollte, mittelst Leiter von außen gerettet werden mußte.
Es wurde mit allen Geräten aufgefahren u. die große Spritze auf der Brücke südlich plazirt u. mit der Transportleitung auf das Objeckt eingewirkt.
Die kleine (Rheindorfer) Spritze wurde am Kanal vor dem Hause des Josef Alge aufgestellt u. der Brand mit 2 Leitungen von Osten u. Norden angegriffen.
Das Abräumen in Stube u. Schlafzimmer das gründliche Löschen bei dem großen Hause, sowie die Wegschaffung des Heustockes nahmen eine lange Zeit in Anspruch u. wurde erst um 12 Uhr abgeblaßen.
Es wurden dann 5 Mann als Wache bestimmt. Hernach sprach ich der Mannschaft den wohlverdienten Dank aus, u. gab noch bekannt, das die auf heute Abend ½ 9 Uhr festgesetzte Nachtübung in Rücksicht auf den stattgefundenen Brand aufgehoben wurde.
Nachdem nicht mehr genug Marken vorhanden waren, mußte die Auszahlung der 4 Std auf die Versammlung verlegt werden u. wurde nach Verlesung der Mitgliederliste der Verein aufgelöst.
Gebh. Fitz Hptm.
Vorarlberger Volksblatt: 19.12.1912
Lustenau, 17. Oktober. (Zum gestrigen Brande.)
Der Hütjunge, der das Brandunglück im Hause des Gebhard Jussel veranlasste, steht erst im 9. Lebensjahre und stammt auf einer ehrsamen Familie in Höchst.
Er sagte aus, er habe das Feuer gelegt, damit er nach Hause könne, denn er habe Heimweh gehabt. Er habe es schon am Abend im Sinne gehabt. Am Morgen sei er dann in den Stall gegangen und habe zu einem Futterloche hinaus den etwas herabhängenden Streuestock mit einem Zündhölzlein in Brand gesteckt.