Auszug aus dem Original-Protokoll über die am 2. Mai 1934 abends 8 Uhr im Gasthaus zur Rose, stattgefundene, satzungsmässige Vereinsversammlung unter Vorsitz des Hauptmanns Josef Bösch.
Der zweite Brand in derselben Nacht war ausgebrochen bei Blatter, A. M. Elisabethstrasse.
Hiezu gibt Hauptmann Bösch folgenden Bericht.
Ca. um halb ein Uhr, als die Ablöschtätigkeit im Ponten noch nicht ganz erledigt war, wurde die Wehr neuerdings zu einem Brande berufen. Selbstverständlich musste, die Arbeit sofort unterbrochen werden. Die Schlauchleitungen abgekoppelt werden. Der Hauptmannstellvertreter Peschl ordnete noch das Notwendige an, betreffend einer Wache und Versorgen der Leitungen. Für alle Fälle wurden noch Schläuche zum neuen Brandplatze dirigiert, da man noch nicht wusste wie viel Leitungen man event. brauchen werde. Inzwischen war die Spritze aufgefahren. Beim Zeughaus wurden noch neue Schläuche gefasst.
Bei Ankunft der Wehr war jedoch das Haus bereits von der Nordwestseite her in Vollbrand, sodass auch für das Nachbarhaus des Josef Alge sehr grosse Gefahr bestand.
Die Wasserabgabe aus Zwei Leitungen erfolgte sofort und die erwähnte Gefahr war erledigt. Nun galt es den Angriff auf den Feuerherd selbst durchzuführen, wozu noch zwei weitere Schlauchlinien angekoppelt wurden.
Trotz der sofortigen Anfahrt der Wehr und des raschen Löschangriffes konnte es nicht verhindert werden, dass ein Menschleben der im Haus zur Miete wohnende Josef Hämmerle, bollis zu Grunde ging. Die Angaben über Hämmerle waren so widersprechend, dass während des ganzen Brandes nicht herausgebracht werden konnte, ob sich Hämmerle wirklich noch im Brandobjekt befinde oder nicht. Wenn auch sein Leben zweifellos schon bei der Auffahrt der Wehr verloren war, so wäre doch seine frühere Bergung möglich gewesen.
Die Kameraden Gebhard Grabher, Nauss und Otto Fitz geben ebenfalls Bericht; insbesondere über den Schutz des Hauses des Josef Alge. Da wenig Wasser zur Verfügung stand und die strahlende Hitze auf der Veranda gegen das Brandobjekt fast unerträglich war, musste die äusserste Anstrengung zum Schutz dieses Hauses gemacht werden. Falls die Wasserabgabe von der Spritze nicht mit dieser Raschheit erfolgt wäre, hätte der Übergriff des Feuers nicht mehr verhindert werden können. Die Ausräumung dieses Hauses wurde verhindert.
Es bedurfte jedoch energisches Eingreifen des Herrn. Reg. Kommissärs Peintner. Dieser selbst gibt nun ebenfalls seine Wahrnehmungen bei den letzten 3 Bränden bekannt. Er bezeichnet die einzelnen Arbeiten der Wehr als sehr gut und dankt der Wehr für die im Interesse der Volksgemeinschaft geleisteten Arbeiten zum Wohle der Bürger.
Auszug aus der Original-Abschrift der Chronik für 1934
Da – um 0.50 h bemerkten einige Kameraden daß ob der Kirche eine rasch zunehmende Feuerröte entstand. Es unterlag keinem Zweifel, es war ein 2. Brand ausgebrochen.
Laut schallten nun die Kommandos über den Brandplatz: „Allarm! Wasser Halt! Rückzug! Schläuche liegen laßen!
Mit fieberhafter Eile wurden nun die Saugschläuche der Autospritze aus dem Brunnen geholt und die Spritze fahrbereit gemacht. Schaurig heulte die Sirene durch die noch Menschenlehren Straßen als die Spritze im 70 km Tempo dem neuen Brandplatz entgegenfuhr, die erschreckten Bewohner aus dem Schlafe reißend. Beim Zeughaus Kirchdorf wurden schnell noch neue Schläuche aufgeladen, und schon gings wieder weiter.
Diejenigen Kameraden die sofort nach Bekanntgabe des Brandes, vom 1. Brandplatz durch die Ponten - Schiller - Kaiser-Fr. Josefstr. mit Fahrrad zum 2. Brandplatz fuhren kamen noch zirka
2 Minuten vor der Spritze an. Sie fanden den Dachstuhl des Hauses der Ww. Katharina Blatter, Elisabethstr. 4 in Flammen vor.
Dabei mußten sie Konstatieren daß noch nicht einmal alle Nachbarn den Brand bemerkt hatten. Als sie sich zuerst erkundigten ob alle Hausbewohner gerettet seien wurde Ihnen gesagt, daß im Obergeschoß auf der Ost-Seite noch der in Miete stehende 64 Jahre alte Josef Hämmerle „Galles“ schlafe.
Der Steiger Gottlieb König drang nun über das Dach der auf der nordseite angebauten Schreinerei in den oberen Gang und in das bezeichnete Zimmer in den sich 2 Betten befanden ein. Er fand aber beide Betten leer vor, weshalb er den Rückzug durch den schon brennenden Gang antrat. Erst später wurde bekannt, daß Hämmerle nicht auf der Ost sondern auf der Westseite ein Zimmer habe. Ein eindringen in dieses Zimmer war aber nicht mehr möglich. Zudem behaupteten mehrere Leute bestimmt daß sie den Gesuchten bei den ausräumungsarbeiten gesehen zu haben.
Mittlerweile war die Autospritze um 0.55 h bei dem nur 50 m. entfernten Brunnen bei Ludovikus Hagen eingetroffen, schnell wurde eine Transport mit 2 Norm. Leitungen gelegt. 0.58 h also schon nach 12 Min. nach Ausbruch des Brandes konnte Wasser gegeben werden. Glücklicherweise herschte vollständige Windstille da sonst in dem dicht bebauten Gebiet der Brand auf die Nachbarobjekte übergegriffen hätte.
Das Feuer welches in dem überall eingelagerten Holzmassen reiche Nahrung fand, wurde nun mit
4 Leitung von allen Seiten angegriffen, so daß in kurzer Zeit jede Gefahr beseitigt war.
War die Stimmung der Bevölkerung beim ersten Brande schon eine erregte, so konnte sie bei diesem als panikartig bezeichnet werden, zumal noch nicht mit bestimmtheit gesagt werden konnte daß dieser Brand nicht noch ein Menschenleben gekostet hat.
Die Gendarmerie hatte Hämmerle immer noch nicht gefunden und so war damit zu Rechnen daß er in den Flammen umgekommen war. Ein Mann erzählte daß Hämmerle vom Pontenbrand ein Stück mit ihm gegangen sei, und ihm erzählt habe, daß der heute zu Fuß nach Fraxern gegangen sei. Nach seiner Rückkehr habe er sich noch zum Brandplatz begeben, woselbst er auch mitgearbeitet hat.
Das Komando hatte den Befehl gegeben mit aller Kraft den Angriff gegen daß Zimmer in dem Hämmerle schlief zu konzenttrieren.
Um 2.45 h wurden die Vermutungen bestätigt, den man fand den Gesuchten als stark verkohlte Leiche unter dem Brandschutt. Der anwesende Regierungs-Kommissär Josef Peitner verfügte daß der Leichenbestattungsunternehmer Holzer geholt werde, damit die Leiche sofort eingesargt werde.
Um 3 h war die Leiche geborgen und wurde dieselbe in die Leichenkammer im Versorgungsheim überführt.
Die Ablöscharbeiten gingen nun schnell vonstatten so daß die Wehr entlich nach 6 stündiger Arbeit den Rückzug antretten. Als Brandwache blieben 3 Mann am Brandplatze.
Am 1. Brandplatze war eine Wache von 5 Mann ebenfalls bis um 4.30 h tätig da der Brand ja noch nicht ganz abgelöscht war als der 2. ausbrach.
Vorarlberger Volksblatt: 19.04.1934
Großbrand auch in Lustenau
Ein 62 jähriger Mann verbrannt. – Zwei Häuser vollkommen eingeäschert.
Lustenau, 19. April.
Gestern abends um 10.10 Uhr gab es Feueralarm. Es brannte das Haus Pontenstraße 20, das den Geschwistern Hollenstein gehörte, die Heimat der Kunstmalerin Stephanie Hollenstein.
Das Haus ging vollkommen in Flammen auf. Von den Möbeln konnte fast gar nichts gerettet werden, auch zahlreiche Oelbilder von Stephanie Hollenstein sind verbrannt. Aus der Hühnerfarm, die von Geschwister Hollenstein betrieben wird, konnten die Hühner noch alle gerettet werden.
Während die Feuerwehr an der Löschung des Brandes beschäftigt war, kam um 12.45 Alarmsignal, daß südlich der Kirche ein Brand ausgebrochen sei. Es brannte das Haus der Jungfrau Katharina Blatter, in das im letzten Jahr eine große moderne Schreinerwerkstätte eingebaut worden war.
Bewohnt war das Haus von der Besitzerin, der Familie Eduard Scheffknecht und dem Kostgeher Josef Hämmerle (Gallis), der leider in den Flammen den Tod fand.
Hämmerle war bis 12 Uhr auf dem Brandplatz in der Pontenstraße gewesen und dann nach Hause gegangen. Als in dem Hause, wo er wohnte, dann der Brand ausgebrochen war, hatte er dasselbe verlassen, war aber nochmals in sein Zimmer gegangen, vermutlich um einen größeren Geldbetrag zu holen, den er als Erlös von einem Grundverkauf in seinem Zimmer hatte. Den Versuch, das Geld zu retten, mußte er mit dem Leben bezahlen. Er wurde morgens 4 Uhr von Feuerwehrleuten als bis zur Unkenntlichkeit entstellte Leiche gefunden.
An Mobilien konnte beim zwei Brandobjekt ziemlich etwas gerettet werden. Bei der Löschaktion kam niemand zu Schaden. Gut war, daß Windstille herrschte und die Feuerwehr so unglaublich rasch zur Stelle war.
Der Schlagfertigkeit der Wehr ist es zu danken, daß durch den zweiten Brand nicht noch mehrere Nachbarhäuser vernichtet wurden.
Die Brandursache ist in beiden Fällen unbekannt.