Die Ortsfeuerwehr Lustenau wurde am 8. April, 22.50 Uhr, verständigt, daß sich im Bereich der Marktgemeinde Hard ein überfüllter Kesselwagen mit Chlorgas befinde.
Dieser Waggon sollte nach Meinung der Behördenvertreter im Bahnhof Lustenau teilweise abgefüllt werden. Vor Beendigung des Telefongespräches wurde auf unseren Einwand, warum dies nicht auch in Hard geschehen könne, vorerst entschieden, daß die gefahrvolle Aktion im Bahnhof Hard durchgeführt werde und die Wehr Lustenau nach Hard zur Hilfeleistung kommen möge.
Mittels Universallöschfahrzeug und LFF Opel Blitz mit Pulverlöschanhänger P250 fuhren sodann 14 Mann zum Bahnhof Hard. Schliesslich hatte unsere Wehr die Aufgabe, eine Leitung zur Sicherung der Abfüllarbeiten vom Kesselwagen zu den Behältern auf dem LKW der Schweizer Lieferfirma aufzubauen und unter Druck zu bringen. Fünf Wehrmänner standen sodann mit Atemschutzgeräten im Einsatz.
Sie hätten die lebensgefährliche Aufgabe gehabt, bei Austritt von Chlorgas die bei der Umfüllung unmittelbar beschäftigten Arbeiter zu retten, sowie das austretende Chemikal mit Wasser zu binden, um dadurch die für einen weiten Bereich drohende Vergiftungsgefahr zu vermindern.
Gott sei Dank ging dieser äusserst gefahrvolle Einsatz so gut vorüber, daß alle Kameraden wieder gesund nach Hause kamen.
Die Gefahr dieses Giftgases wird einem deutlich vor Augen geführt, wenn man weiß, daß beim Ablassen einer geringen Menge in ein Gewässer im Harder Ried zur Minderung des Überdruckes sich einige Personen, Vergiftungen zuzogen und in Spitalspflege genommen werden mußten. (Darunter befand sich auch eine Lustenauerin, die im Auto auf der Harder Dammstraße fuhr.) In weitem Umkreis ist auch das Wild zugrunde gegangen.
Die Vorarlberger Landesregierung hat an 16 Personen für ihre Mitwirkung bei der Rettungstat anläßlich des Chlorgas-Katastropheneinsatzes die Vorarlberger Rettungsmedaille verliehen.
Diese hohe Auszeichnung überreichte am 16. September 1969 im Amte der Vorarlberger Landesregierung Landeshauptmann Dr. Herbert Keßler auch an Wehrmänner von Lustenau, die bei den erforderlichen Maßnahmen anordnend oder durchführend mitgewirkt haben: Martin Feistenauer, Josef Bösch I, Walter Alge, Günter Hämmerle, Walter Ungerank und Oskar Bösch.