Am 12. Oktober 2018 jährt sich der wohl berühmteste Brand in Lustenau zum 50. Mal. Es handelt sich um den Brand des Armenhauses in der Reichsstraße 9, bekannt auch unter dem Namen „Reichs ´9“ bzw. „s´Nüni“.
Geschichte des Hauses
Das Gasthaus „Schwarzer Adler“ wurde 1837 erbaut und war eines der größten Wirtshäuser der Gemeinde Lustenau. Im Jahr 1848 wurde das Haus von der Gemeinde gekauft und in ein Armenhaus umfunktioniert. Es diente vor allem armen Familien als neues, bescheidenes Zuhause. Am 15.10.1968 sollte das Gebäude dann abgebrochen werden, doch dazu kam es nicht.
Der Brand
Am Samstag, den 12.10.1968 um 00:35 Uhr, wurde dem Kommandanten der Gendarmerie Lustenau gemeldet, dass das Großgebäude in der Reichsstraße 9 brenne. Drei Minuten später wurden die Kameraden der Feuerwehr Lustenau mittels Sirenenalarm alarmiert. Um 00:42 Uhr rückte das 1. Tanklöschfahrzeug zum Einsatzort aus und traf um 00:44 Uhr ein.
Aus dem Protokoll der Wehrversammlung unter Kdt. Oskar Bösch am 19.10.1968 lässt sich folgende Lage herauslesen: „Da im ganzen Haus - um das Logieren und Nächtigen zu verhindern - die Fenster bereits demontiert waren, brannte das Haus bei unserem Eintreffen an allen Enden lichterloh, zudem war das Gebäude ein totaler Holzbau“.
Durch den starken Funkenflug und den trockenen, mäßigen Südwind waren die umliegenden Gebäude in akuter Gefahr. Beim Stadel des Bauhofs, welcher 15 m neben dem Brandobjekt gestanden ist, fing sogar schon der Dachstuhl Feuer.
Brandbekämpfung
Da das Armenhaus nicht mehr zu retten war, wurden vorrangig die Nachbargebäude geschützt und der brennende Dachstuhl des Bauhofstadels gelöscht. Nach Erstellung der Wasserversorgung wurde mit dem Löschangriff auf das Brandobjekt begonnen. Gegen 05:00 Uhr morgens war das Brandgebäude komplett abgebrannt, um 10:00 Uhr konnte „Brand aus“ gegeben werden. Die Wasserversorgung gestaltete sich als äußerst schwierig, da die nächstgelegenen Hydranten beide ca. 260 m vom Brandobjekt entfernt waren.
Eingesetzte Mittel:
Bei diesem ereignisreichen Einsatz waren insgesamt 50 Mann über 400 Stunden im Einsatz. Bei der anschließenden Brandwache waren noch 4 Mann am Einsatzort. Die Feuerwehr Fußach ist am Einsatzort eingetroffen, wurde jedoch nicht mehr eingesetzt. Zur Brandbekämpfung wurden über 10 Strahlrohre eingesetzt und knapp 1300 m Schlauchleitungen verlegt.
Brandursache:
Gleich nach Ausbruch des Brandes wurde vermutet, dass es sich um Brandstiftung handelt. Jedoch konnte bis heute nicht bewiesen werden, dass das Haus in der Reichsstraße 9 wirklich „warm abgebrochen“ wurde.
Die meisten LustenauerInnen waren auf jeden Fall über dieses Ereignis mehr als erfreut. Ca. 3000 Zuschauer haben sich am Brandplatz eingefunden, um das Ende des Schandobjektes zu feiern. „So ein Tag, so wunderschön…“ klang es durch die Nacht, es war sogar schon von einer Art „Volksfeststimmung“ die Rede.
skn